Kreislaufwirtschaft ist ein ökonomisches Subsystem, welches darauf abzielt, Ressourcen effizient zu nutzen. Dies soll dadurch geschehen, dass lineare Stoffströme in Wertschöpfungsketten durch Kreislaufführung in Form materieller Loops geschlossen werden. Dadurch verlängert sich die Nutzungsdauer von Produkten und ihrer Komponenten. Am Ende ihrer Nutzungsphase dienen sie als wertvolle rezyklierbare Rohstoffquellen. Zur erfolgreichen strategischen Umsetzung dieser Kreislaufwirtschaftsprozesse sind zirkuläre Designprinzipien essentiell.

Lineare vs. zirkuläre Wertschöpfung

Motive für kreislaufwirtschaftliche
Unternehmensorientierung

Profitabilität

Der originäre Zweck von Unternehmen ist die Gewinnerwirtschaftung. Dazu werden sie gegründet und betrieben. Verständlicherweise wird daher das Unternehmensmanagement zunächst genau prüfen, ob und wenn ja, in welchem Umfang eine kreislaufwirtschaftliche Ausrichtung zur Erzielung von Gewinnen beiträgt.

Dies ist dann der Fall, wenn durch Umsetzung von Kreislaufwirtschaftskonzepten Ertragssteigerungen (z.B. Erschließung neuer Marktpotenziale über Produktinnovationen oder Services mittels Kreislaufführung) und Kosteneinsparungen (z.B. über Senkung des primären Materialverbrauchs) erreicht werden, d.h. – finanzbuchhalterisch ausgedrückt – die Spanne zwischen Erträgen und Aufwendungen möglichst hoch ausfällt (ökonomische Effizienz). Hierüber drückt sich die Profitabilität als direkter ökonomischer Beweggrund für die Kreislaufwirtschaft aus. Inwiefern dabei die sog. Gewinnmaximierung, die in aller Regel auf Kurzfristigkeit angelegt ist und deshalb keine mittel- bis langfristigen Amortisationszeiträume zulässt, als zwingend notwendig erachtet wird oder abweichend davon ein befriedigender Gewinn erstrebenswert erscheint, liegt im Ermessen des Unternehmens.

Die Intensität des Gewinnrealisierungsdrucks
bestimmt sich durch Faktoren wie:

wirtschaftliche Lage des Unternehmens


Erwartungshaltung der Investoren


nachhaltiges Selbstverständnis


Mission-Vision-Statement


strategischer Planungshorizont.

Image

Indirekte ökonomische Effekte ergeben sich durch Aufbau eines positiven Unternehmensimage, das diejenigen Stakeholder überzeugt, die über eine große Machtbasis verfügen bzw. zu denen Abhängigkeitsverhältnisse bestehen.

In aller Regel sind dies Stakeholder wie Kundengruppen, die mit hoher Kaufkraft kreislauffähige Produkte nachfragen (umweltethisches Erwartungs-Matching), oder Investoren, die in der Kreislaufwirtschaft einen lukrativen Zukunftsmarkt erkennen und entsprechende Unternehmensaktivitäten einfordern.

Hierbei ist die glaubwürdige Nachhaltigkeitsberichterstattung ein wirksames Kommunikationsinstrument. Nicht zu unterschätzen ist das Image auch für (potenzielle) interne Stakeholder wie Mitarbeiter, die, vor allem wenn sie sehr qualifiziert und talentiert sind, sich solche Arbeitgeber aussuchen, die persönliche Ethikansprüche vertreten (Stichwort: Sustainable Employer Branding).

Wettbewerbsfähigkeit

Hieran schließt die Wettbewerbsfähigkeit als weiteres mögliches Motiv für die kreislaufwirtschaftliche Unternehmensorientierung an, um die Stabilität und letztlich Überlebensfähigkeit oder bestenfalls die Dominanz auf Wettbewerbsmärkten zu sichern.

Die Wettbewerbsfähigkeit wird maßgeblich durch die Marktstellung beeinflusst (z.B. Marktmacht über Mono- oder Oligopole) und der sich daraus ergebenden Preiselastizitäten. Sie wird gleichermaßen gesteuert über das Antizipationsvermögen von Markttrends und der damit verknüpften Marktpräsenz.

Erfüllung gesetzlicher Vorgaben

Zusätzlich zu den bisher genannten Beweggründen kommen gesetzliche Vorgaben im Sinne der Kreislaufwirtschaft (z.B. Kreislaufwirtschaftsgesetz), die als Regulativ vor allem dann auf das unternehmerische Denken und Handeln wirken, wenn sie ein hohes Sanktionspotenzial aufweisen.

Daneben gibt es eine Reihe von nicht verpflichtenden normativen Rahmenwerken (z.B. EMAS) oder auch Anreizsysteme wie Förderprogramme bzw. Subventionen für die Implementierung kreislaufwirtschaftlicher Konzepte. Diese können, wenn auch häufig nicht so wirkmächtig wie gesetzliche Zwänge, ebenfalls Ambitionen in Richtung unternehmerischer Kreislaufführung unterstützen. 

Umweltbewusstes Handeln

Differenzierter zu betrachten sind ökologische Motivlagen eines Unternehmens. Drei Fälle sind hier zu unterscheiden:

1. Fall

Sollte das Profitstreben die ausschließliche Triebfeder des Wirtschaftens sein, ist umweltbewusstes Handeln höchstens Mittel zum Zweck der Gewinnerwirtschaftung, d.h. es wird instrumentalisiert und entpuppt sich damit als Pseudo-Motiv, auch wenn die Unternehmenskommunikation anderes verlautbaren lässt. In Wirklichkeit geht es in diesem Fall dem Unternehmen gar nicht um ökologische Nachhaltigkeit, die sich hier speziell durch den ressourcenschonenden Ansatz der Kreislaufführung ausdrückt. Sie wird zwar realisiert, aber nur weil sie gewinnträchtig ist. In extremen Einzelfällen kommt es sogar zum Greenwashing, d.h. das Unternehmen täuscht Stakeholder, indem es sich in der Kommunikation ökologischer darstellt als es faktisch ist. Wann Greenwashing tatsächlich beginnt und demnach unterstellt werden kann, ist ein schmaler Grad, da zur Anpreisung von Produkten im Marketing regelmäßig einzelne nachhaltige Eigenschaften der Güter und des Unternehmens überbetont werden oder im Zweifelsfall nicht klar belegt werden können durch Instrumente wie LCA (Life Cycle Assessments), PCF (Product Carbon Footprint).

2. Fall

Ökologische Motive existieren, werden aber nur dann einbezogen, wenn sie die Gewinnerwirtschaftung nicht konterkarieren. Konkret bedeutet dies, dass Mühen z.B. in Form von Transaktionskosten in Kauf genommen werden, um ökologische Nachhaltigkeit zur Geltung zu bringen, allerdings nur soweit diese nicht zu nennenswerten monetären Einbußen führen. Das Unternehmen ist in diesem Fall gewillt, die vorhandene Umweltverantwortung wahrzunehmen, selbst wenn sich dadurch in der Summe weder Erträge steigern noch Kosten senken lassen oder sich die Investition z.B. in Cleaner Technology erst viele Jahre später auszahlt.

3. Fall

Auch unabhängig davon, ob die vorhandenen ökologischen Motive ggf. zu einer Schmälerung der Finanzgewinne führen, finden sie Niederschlag im Unternehmenshandeln. Charakteristisch für Unternehmen dieser Art sind idealistisch geprägte Wertansprüche wie Angewiesensein auf intakte natürliche Ökosysteme, Beachtung planetarer Grenzen und Restverfügbarkeit knapper Ressourcen, gesunde Umwelt (auch als Ästhetik), Abfallvermeidung allein aus Umweltschutzgründen, verantwortungsvolle Weitsicht über Generationen hinweg, Einpreisung negativer externer Effekte.